Mit dem e-Up nach Rom
Ganze 1.306 Kilometer sind es von Dörnberg nach Rom!
Für unseren Werner ist allerdings kein Weg zu weit, um seine Tochter zu besuchen und dies mit einem Städtetrip zu verbinden. So hat er das Experiment gewagt und diese Strecke mit seinem VW e-Up zurückgelegt.
Werner Hofmann ist unser Fachexperte für E-Mobilität und im Team Smart Markets tätig. Er ist 60 Jahre alt, verheiratet, wohnt in Dörnberg bei Holzappel und hat eine Tochter, die derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Pilgerstätte Belmonte in Rom verbringt.
Bevor wir nun zum Interview mit Werner kommen, kurz ein paar technische Details: Der VW e-Up (Baujahr 2020) hat eine Reichweite von ca. 260 Kilometern und ist mit einer 32,2 kWh-Batterie ausgestattet. D. h. rein rechnerisch muss der kleine Stadtflitzer 5-mal laden, um diese Strecke zu schaffen. Wie es wirklich war, die Route mit einem Elektroauto zurückzulegen, erfahren wir von Werner, denn wir waren neugierig und haben nachgefragt.
Lieber Werner, du hast einen ganz schönen Weg auf dich genommen. Bist du die Strecke ganz alleine gefahren?
Nein, meine treue 12-jährige Hundedame Frida hat mich begleitet und es war ein schönes Abenteuer für uns beide.
Wie kam es denn zu der Entscheidung, mit deinem e-Up nach Rom zu fahren?
Ich wollte weder mit der Bahn fahren noch fliegen. Meine Frau, unsere Hündin Frida und ich sind bereits kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres mit der Bahn von Limburg aus nach Rom gefahren. Dabei mussten wir mehrmals umsteigen und das mitten in der Urlaubszeit. Unsere reservierten Plätze waren belegt und auch so war es recht voll. Es hat uns eigentlich mehr gestresst, im Hinblick darauf, keinen unserer Anschlusszüge zu verpassen. Insgesamt waren wir 13 Stunden unterwegs.
So entstand die Idee. Ich wollte es einfach ausprobieren, mit meinem Elektroauto nach Rom zu fahren. Und ich muss sagen, dass es mit dem Auto wesentlich entspannter war, da ich keinen Zeitdruck hatte, um irgendwo pünktlich ankommen zu müssen.
Ganze 1.306 Kilometer sind es von Dörnberg nach Rom!
Unser Werner hat das Experiment gewagt und diese Strecke mit seinem VW e-Up zurückgelegt.
Was hast du im Vorfeld alles geplant bzw. was waren deine Helferlein?
Die Planung der Ladungen habe ich ganz der App „A better Routeplaner“ (ABRP) überlassen, mit der man Reisestrecken inklusive Pausen und Hotelaufenthalten sowie vieles mehr planen kann. Die App hat mir alle Ladestopps minutengenau angezeigt und bis zu wie viel Prozent ich laden muss, um am schnellsten zum Ziel zu kommen. Die Navigation erfolgte über Google Maps, um mögliche Staus und Verzögerungen zeitig sehen zu können.
Somit sind Reisestrecken inklusive Pausen und Hotelaufenthalten einfach planbar.
Zudem bin ich mit einigen Ladekarten ausgestattet, unter anderem auch mit einer von
Ladenetz. Allerdings hätte aber auch nur die Ladekarte „ADAC e-charge“ ausgereicht.
Wie weit bist du denn überhaupt mit einer Ladung gefahren?
Mit 100 % vollem Akku bin ich das erste Mal 220 Kilometer am Stück gefahren und hatte
aber auch noch einen kleinen Puffer. Da es bei einem Elektroauto allerdings sinnvoller und
schneller ist, nicht jedes Mal wieder komplett voll zu laden, habe ich nach der ersten Etappe fast immer nur bis 80 % geladen und bin damit ca. 160-180 Kilometer gefahren.
Wie lange hast du für die 1.306 Kilometer gebraucht?
Insgesamt war ich zwei Tage unterwegs. Ich bin am 18. Mai um 8.00 Uhr morgens zuhause losgefahren und war knapp 12 Stunden später in Grancia bei Lugano, des Kantons Tessin im Süden der Schweiz. Am ersten Tag bin ich also 704 km gefahren und habe fünf Ladestopps gemacht. Hier habe ich mich vollständig nach der App ABRP gerichtet und bin im Durchschnitt gemütlich 110 Stundenkilometer auf den Autobahnen gefahren.
An den Ladesäulen hatte ich so gut wie keine Wartezeiten – außer ein einziges Mal in Italien und dort aber auch nur knappe fünf Minuten. Die Ladestation war allerdings 13 Kilometer von der Autobahn entfernt, an einem Einkaufszentrum, und so musste ich noch durch eine Mautstelle fahren, was etwas zeitaufwendig war. Aus diesem Grund bin ich auf dem Rückweg zum Laden nur noch an Stationen auf italienische Raststätten, sogenannte Autogrill-Stationen, gefahren.
Während der Ladezeiten habe ich insgesamt immer eine dreiviertel Stunde bis Stunde Pause gemacht. Die Zeit habe ich aber auch gebraucht, um zu entspannen, meine Hündin rauszulassen und um einfach Mal die Beine zu vertreten.
In Rom bin ich schließlich am 19. Mai um 21.15 Uhr angekommen.
Du hast die Strecke auf zwei Tage gesplittet. Warum?
Dies hat zum einen technische Gründe, da mein VW e-Up kein Thermomanagement hat und somit keine Batteriezellen-Kühlung oder -Beheizung besitzt, wie es bei den teureren neuen E-Fahrzeugen Standard ist. Im e-Up werden hingegen nach ungefähr fünf aufeinanderfolgenden Schnellladungen am DC-Lader (Gleichstrom) die einzelnen Batteriemodule so warm, dass die Ladeleistung zum Schutz heruntergeregelt wird. Dann dauert das Laden einfach viel zu lange.
Außerdem bin ich auch nur ein Mensch und wollte nach der Hälfte der Fahrtstrecke eine Pause einlegen und habe in Lugano übernachtet. Die Pension hat meine Frau bereits im Vorfeld für mich gebucht. Eine AC-Ladesäule war auch in Reichweite, sodass ich am
nächsten Morgen um 6.00 Uhr wieder mit 100 % Akkustand losfahren konnte.
Wie viele Ladekarten hattest du im Einsatz?
Auf der Hinfahrt habe ich ausschließlich die Karte von Ladenetz benutzt. Allerdings musste ich dadurch in Italien für die Fahrten zu den Ladestationen durch die Autobahnmautstellen fahren, was einfach zu viel Zeit gekostet hat. Daher habe ich auf der Rückfahrt ausschließlich „ADAC e-charge“ genutzt. Denn mit dieser Karte konnte ich auch in Italien an fast allen AC- und DC-Ladestationen – sowohl auf den Raststätten als auch in den Städten – laden.
Wie verständlich waren die Ladestationen hinsichtlich der Bedienung in Italien?
Das Laden hat überall gut geklappt, da alle Ladestationen vom Grundprinzip her gleich funktionieren und man an den Schnellladern auch immer die Sprache einstellen kann.
Wie schwer war es, in Rom eine Ladestation zu finden?
Mit der ABRP-App findest du auch in Rom eine Ladestation. Allerdings ist die Ladeinfrastruktur dort bei weitem nicht so ausgeprägt wie in Limburg. Aber man sieht trotzdem auch sehr viele kleine E-Fahrzeuge, ähnlich wie beispielsweise den Twizzy von Renault oder den Opel Rocks-e.
Werner, du warst 15 Tage vor Ort. Wie hast du dich mit deiner Tochter in der Zeit fortbewegt?
Sowohl mit meinem Auto als auch mit dem Bus und der Metro. Meine Tochter und ich sind mit dem e-Up beispielsweise noch nach Pompei (Neapel) gefahren. Auch dort habe ich an der Autobahn problemlos laden können. Hier war aber auch die App Gold wert, da ich ohne diese die Ladestation hätte suchen müssen. In Neapel waren die Ladestationen nämlich im Hinterhof versteckt.
Ein kleines Highlight war zum Beispiel eine Ladestation bei einem weiteren Tagesausflug
nach Calcata. Denn diese war zum einen so klein, dass ich sie ohne die App nicht gefunden hätte und zum anderen war hier die Bedienung doch etwas anders als bei uns. Das Display war schwarz, man hat nichts gesehen und ich habe einfach auf gut Glück die Ladekarte für eine längere Zeit aufgelegt. Nach einer Weile hat es gepiepst, ich habe mein Ladekabel
angeschlossen und konnte dann doch noch laden. Hurra – geht doch!
Wie hast du die Rückfahrt geplant?
Mit der Rückfahrt habe ich mich erstmal gar nicht beschäftigt, da ich mich so auf meine Tochter und auf die gemeinsame Zeit mit ihr in Rom gefreut habe. Da denkt man nicht unbedingt gerne an den Abschied und die Rückreise.
Kurz vor meiner Abreise habe ich mir dann mit Hilfe der App einen Plan gespeichert und die notwendigen Ladestationen an den Autobahnen, auf den Autogrill-Stationen gesucht, ohne abfahren zu müssen. Die Rückfahrt wollte ich etwas ausdehnen und bin durch die Schweiz bis Basel gefahren, weil ich mir noch das Goetheanum ansehen wollte. Hier bin ich 940 km an einem Tag gefahren. Teilweise bei sehr schlechtem Wetter, Gewitter und Hagel. Das war dann doch etwas anstrengender.
Am nächsten Tag bin ich nach meinem Besuch im Goetheanum um 12 Uhr gestartet und
war allerdings erst um 18.00 Uhr zuhause, da ich in Deutschland mehrmals im Stau stand.
Meine Ladepausen habe ich wie auf der Hinfahrt gestaltet, in dem Frida und ich uns viel
bewegt haben.
Dein Trip nach Rom mit einem E-Auto klingt sehr spannend und herausfordernd. Denn insgesamt bist du 3.745 Kilometer gefahren! Daher haben wir noch eine Frage, die uns brennend interessiert. Würdest du so eine Strecke nochmal mit deinem e-Up zurücklegen?
Ei klar – sofort wieder! Es hat mir großen Spaß gemacht und war wie ein kleines Abenteuer für mich. Du lernst Menschen kennen, die du an keiner Tankstelle auf einer Strecke von 1.000 Kilometern triffst. Und mit einem elektrischen Kleinwagen mit Hund und einem Kennzeichen aus irgendwo in der Mitte Deutschlands, lächeln viele und verwickeln dich in nette Gespräche. Es sind auch viele interessante Fahrzeuge an den Ladesäulen zu finden: So zum Beispiel habe ich mit einem jungen Italiener in Carpi (bei Modena) gesprochen, der mit einigen seiner Ingenieurkollegen in Erlkönigen unterwegs waren. Hierbei hat sich herausgestellt, dass es E-Testfahrzeuge von Maserati waren.
So habe ich einige nette Elektroauto-Enthusiasten kennengelernt wie ein Ehepaar aus Köln, die mit einem Fiat 500e unterwegs waren und einen YouTube-Beitrag zu Rom aufgenommen haben.
Ich habe bereits ein weiteres Ziel vor Augen, das allerdings nicht ganz so weit wie Rom ist.
Und zwar mit meinem e-Up über Prag und der neuen Autobahn nach Budweis (Tschechien) zu fahren. Dort brauchen registrierte E-Autos nämlich keine Mautgebühren zu zahlen. Nur wann, das weiß ich noch nicht.
Vielen Dank, lieber Werner für das interessante Interview!
Wie ihr seht, kann man auch mit einem E-Auto einige Kilometer zurücklegen, wenn man möchte und Zeit dafür einplant.