Ist die Energiekrise vorbei?
Die Frage, ob wir die Energiekrise überstanden haben, lässt sich so nicht eindeutig beantworten. Denn hierbei kommt es auch ganz darauf an, was genau man unter der Krise versteht. Stehen die beiden Hauptthemen Versorgungssicherheit und Preisexplosion im Fokus, dann lässt sich über den ein oder anderen Fakt eine akzeptable Antwort geben.
Gegen Ende des Jahres 2021 explodierten die Kosten für die Energiebeschaffung und den Vertrieb auf Grund der hohen Gas- und Strompreise an der Börse. Ursache hierfür war tatsächlich nicht ein Mangel an Energie, sondern die Angst davor. So deckten sich die Energielieferanten aus Angst am Markt ein, um für einen möglichen Mangel gerüstet zu sein. Dafür bezahlten sie fast jeden Preis. Dementsprechend kamen die Preise dann auch bei den Endverbraucher:innen an, was zu der erhöhten Preissituation geführt hat.
Heute erholen sich die Preise so langsam. Denn wir haben keinen Versorgungsengpass gespürt und auch die medialen Berichterstattungen nehmen wieder ab. Also ist doch alles in Ordnung – oder?
Um dies zu beantworten, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Denn beispielsweise hängt im Gas einfach vieles von der Temperatur ab. Der Herbst und Winter des Jahres 2023 waren sehr mild. Es war das wärmste Jahr seit Beginn der regelmäßigen Wettermessungen. Mit dem Wetter hängt auch der jeweilige Gasspeicherstand zusammen: Um die Gasversorgung im Winter 2023/2024 zu sichern, war zum 01. Februar ein Gasspeicherstand von mindestens 40 Prozent gesetzlich vorgegeben. Dieses Ziel wurde letztlich mit einem Gasspeicherstand von ca. 74 Prozent übertroffen, was neben dem sparsamen Verhalten der Bevölkerung auch den milden Temperaturen zu verdanken war. Um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern, muss bis zum 01. Oktober 2024 ein Speicherfüllstand von 85 Prozent erreicht werden.
Kann also überhaupt ein Mangel eintreten?
Es kann ein Mangel eintreten, da das Gasvorkommen auch abhängig von den Temperaturen ist. Ein kalter oder warmer Winter kann hierbei entscheidend sein. Angebot und Nachfrage bestimmen zwangsläufig den Preis. Derzeit besteht jedoch ein verhältnismäßig gutes Gleichgewicht. Preisliche Spitzenzeiten in Größenordnung während der Energiekrise sind momentan passé – nichtsdestotrotz ist die Energie noch teurer als vor dem Krieg.
Die Preise können aber auch schnell wieder ansteigen. Zu Beginn der Energiekrise haben wir beispielsweise innerhalb von 14 Tagen ein Rekordhoch erlebt. Für Erdgas haben wir über 30 Cent die Kilowattstunde bezahlen müssen, für Strom über einen Euro – und das ohne Steuern und Umlagen. Diese Themen können künftig (auch kurzfristig) wieder auf uns zu kommen. Für den Moment sieht es jedoch nicht danach aus.