Skip to main content

Beim Präsidenten der Blauen Funker – ein Interview

Rubrik  > 

Seit wann sind Sie bereits Mitglied bei den Blauen Funkern, Herr Thomé?

Ich bin seit 1977 Mitglied der Blauen Funker. Damals war Josef Rauch Präsident des Vereins, und er war es, der mich dazu bewogen hat, dem Karnevalsverein beizutreten. Obwohl ich zuvor keinerlei Berührungspunkte mit der Fastnacht hatte, motivierte er mich immer wieder, aktiv mitzumachen. Die Freude und der Spaß, den ich dabei erleben durfte, haben mich schließlich dazu gebracht, dem Verein bis heute treu zu bleiben.

Häufig bringt man mit den Blauen Funkern nur den 11.11. und den Karneval in Verbindung, aber was passiert im restlichen Jahr, von Aschermittwoch bis zum 11.11.?

Nach dem Aschermittwoch gönnen wir uns zunächst eine Pause von sechs Wochen, damit sich alle von der anstrengenden Vorbereitungs- und Karnevalszeit erholen können. Ansonsten haben wir in unserem Vereinsheim ca. 15 Veranstaltungen außerhalb der Karnevalszeit, da unser Vereinsheim beispielsweise für Betriebsfeste, Hochzeiten oder Weihnachtsfeiern gemietet werden kann.
Ungefähr ab Mai geht es dann auch schon wieder mit dem Training der einzelnen Gruppen los, welches wöchentlich dienstags, mittwochs und donnerstags hier vor Ort stattfindet.

Was sind die wesentlichen Aufgaben in Ihrem Amt?

Als Präsident trage ich eine Vielzahl von Aufgaben, insbesondere im wirtschaftlichen Bereich, da wir zahlreiche Veranstaltungen organisieren. Die Finanzen müssen in enger Zusammenarbeit mit einem gut strukturierten Vorstand und einer sorgfältig geführten Kasse verwaltet werden.
Darüber hinaus ist es meine Aufgabe, den Verein in allen Bereichen zu koordinieren und als Ansprechpartner für die Lösung von Problemen zu fungieren.
Unser Vereinsheim erfordert ebenfalls kontinuierlichen Einsatz und Energie, um alles in einem guten Zustand zu halten. Gleichzeitig bietet es dem Verein eine stabile wirtschaftliche Grundlage, da es sich in unserem Besitz befindet und von uns selbst gebaut wurde.

Und was gefällt ihnen am meisten an Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit?

Was mir besonders am Herzen liegt, ist die Arbeit mit den Kindern. Die rund 50 aktiven Kinder und Jugendliche werden alle von Ehrenamtlichen unseres Vereins betreut und trainiert. Es ist einfach schön zu sehen, mit wie viel Begeisterung und Stolz die Kinder ihre Uniform tragen, sodass sie diese am liebsten gar nicht mehr ausziehen wollen.

Wie sind die aktuellen Vorbereitungen für die Faschingssaison 2024/25 gelaufen und die Sitzungen im Februar?

Im Februar richten wir insgesamt sechs Karnevalssitzungen aus, darunter eine speziell für Kinder und eine für Senioren, um das gesamte soziale Spektrum abzudecken. Zusätzlich bieten wir zwei Mädchensitzungen und drei Abendsitzungen an, die alle bereits seit dem 1. November 2024 ausverkauft sind.
Die Durchführung dieser Sitzungen stellt eine große logistische Herausforderung dar, da wir vorwiegend mit Ehrenamtlichen und nur teilweise professionellen Servicekräften arbeiten.

Positive Energie ist essenziell für Vereine. Wie würden Sie das Vereinsleben und das Miteinander der Blauen Funker untereinander beschreiben? Wie wird der Zusammenhalt innerhalb des Vereins gestärkt?

Der Zusammenhalt unter den Mitgliedern ist insgesamt sehr stark. Angesichts der großen Altersvielfalt, die von sieben bis 80 Jahren reicht, ist es jedoch nicht immer einfach, allen Bedürfnissen gleichermaßen gerecht zu werden, weshalb sehr viel Fingerspitzengefühl notwendig ist. Selbst wenn kurz vor den Sitzungen aufgrund des vielen Stresses oftmals die Nerven blank liegen, so stehen trotzdem alle zusammen dahinter. Dies gibt mit als Präsident auch die Energie und Kraft das Ganze mit Freude zu machen.
Häufig unternehmen wir auch Ausflüge zu anderen befreundeten Karnevalsvereinen, um auch diese Freundschaften weiterhin zu pflegen.

Gibt es innerhalb des Vereins bestimmte Rituale oder Traditionen, die schon seit vielen Jahren weiterhin aufrecht gehalten werden?

Im Hinblick auf Rituale und Traditionen muss man sagen, dass sich die Zeit sehr gewandelt hat. Früher war es beispielsweise Tradition, am 11.11 um 11:11 Uhr die Fastnacht mit einem Kanonenschuss zu eröffnen. Heutzutage stößt dies in der Bevölkerung jedoch auf weniger Resonanz. Meine klare Devise ist also lieber innovativ und modern zu sein, statt in der Tradition zu sterben. Dennoch ist es wichtig, das Bewusstsein für traditionelle Elemente zu bewahren, etwa durch das Tragen der Uniform oder die Präsentation der Kanone. Auch im Hinblick auf die Sitzungen hat sich über die Jahre vieles gewandelt. Das Publikum ist jünger geworden und hat sich zunehmend zu einem „Partyvolk“ entwickelt. Deshalb haben wir vor wenigen Jahren unser Programm angepasst und eine Band engagiert, die bereits am frühen Abend für Stimmung sorgt. Den Zuspruch, dass diese Umstellung richtig war, erhalten wir durch die schnell ausverkauften Karten. Wichtig ist es außerdem, dass nicht nur das Programm des Abends mit guten Auftritten stimmt, sondern auch der Service drumherum, sodass ein gutes Preis-Leistungsverhältnis entsteht und die Gäste am Ende des Abends zufrieden den Saal verlassen.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Blauen Funker in der heutigen Zeit?

Die größte Herausforderung besteht für uns darin, junge Menschen für den Verein zu gewinnen und sie langfristig zu binden. Es bringt und also nichts jetzt viele Jugendliche zu haben, die später den Verein wieder verlassen.  Mir und dem gesamten Verein ist es also sehr wichtig, den Fokus auf eine sehr gute Jugendarbeit zu legen, die nachhaltig wirkt und die Begeisterung der jungen Mitglieder fördert. Auch im Hinblick auf die Vorstandsarbeit lässt sich sagen, dass die Erfahrung der Älteren zwar wichtig ist, aber auch junge Menschen mit neuen Ideen benötigt werden, um den Verein nach vorne zu bringen.

Wie ist es um den Nachwuchs im Kreis Limburg-Weilburg bestellt? Gibt es genug junge Menschen, die sich bei den Blauen Funkern aktiv engagieren?

Unser Nachwuchs ist insgesamt gut aufgestellt, jedoch bleibt es eine Herausforderung, Jungs für das Tanzen zu begeistern. Bei uns im Verein wird sehr viel für die Kinder gemacht, um diese zu fördern z. B. Weihnachtsfeier, Ausflug ins Phantasialand oder in den Zirkus. Besonders wichtig ist uns, dass Kinder aus allen sozialen Schichten bei uns mitmachen können. Der finanzielle Hintergrund soll dabei kein Hindernis darstellen. Deshalb haben wir eine spezielle Regelung mit einer Art Tauschbörse eingeführt, die es jedem ermöglicht, am Vereinsleben teilzunehmen. Ich denke mir, dass es für Kommunen nichts Wichtigeres als Vereine gibt, da Kommunen manche soziale Kompetenz gar nicht bringen können, wie es ein Verein kann.

Wie ist aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit der Blauen Funker mit der EVL als wichtigster Energieanbieter der Region?

Die Zusammenarbeit mit der EVL besteht schon seit sehr vielen Jahren, weshalb wir sie beinahe schon als Premium-Partner bezeichnen können. Während dem Bau des Vereinsheims war Hans Joachim Krämer Geschäftsführer der EVL und Mitglied der Blauen Funker. Seitdem gehören alle nachfolgenden Geschäftsführer der EVL dem Ehrensenat der Blauen Funker an. Die EVL ist ein sehr guter und leistungsstarker Partner für uns und steht uns in der Not immer beratend zur Seite.

Wie sehen Sie die Zukunft des Karnevals in der Region und was würden Sie sich für die Zukunft der Blauen Funker wünschen?

Das größte Problem sehe ich persönlich in der Straßenfastnacht, da die stetig steigenden rechtlichen Anforderungen es zunehmend schwieriger machen, dieses Ereignis als vergleichsweise „kleiner“ Verein finanziell zu bewältigen. Zwar erhalten wir wertvolle Unterstützung von der Stadt Limburg und dem Kreis Limburg-Weilburg, dennoch bleibt die Umsetzung eine große Herausforderung.

Was möchten Sie uns noch mit auf den Weg geben?

Ich persönlich fühle mich trotz meines Alters gesundheitlich sehr fit und ziehe sehr viel Energie aus der Arbeit mit jungen Menschen, wo ich der festen Überzeugung bin, dass dies einen jung hält.
Für den Verein wünsche ich mir, dass wir die jüngeren Generationen noch intensiver einbinden, um den Fortbestand des Vereines für die nächsten Jahre zu sichern.

Zum Abschluss eine Frage, die wir als EVL gerne stellen: Was hält sie unter Spannung?

Die lachenden Gesichter, die Freude aus dem Publikum und die strahlenden Kinderaugen, die mit Stolz ihre Uniform tragen.